Nachhaltigkeit
CO2-Bilanz auawirleben
Anfang 2022 haben wir von der Firma Carbotech eine Ökobilanz von auawirleben erstellen lassen. Da die vorangehenden Geschäftsjahre durch die Pandemie nicht repräsentativ waren, wurde eine exemplarische Bilanz aus Zahlen der Jahre davor erstellt, statt einer effektiven Betriebsbilanz eines einzelnen Geschäftsjahres. Für die Ökobilanz wurde in erster Linie die CO2-Belastung der einzelnen Geschäftsbereiche betrachtet (deshalb fortan CO2-Bilanz).
Zu Beginn erhielten wir von Carbotech die Aufgabe, die Wertschöpfungskette* des Festivals zu erstellen. Wir zeichneten den betrieblichen Ablauf von der Visionierung eines potentiellen Gastspiels, über die Festivalorganisation, Werbung, Aufbau, Veranstaltung bis hin zum Abbau und dem administrativen Abschluss auf. Diese Aufgabe half uns, die Systemgrenzen zu erkennen, also zu sehen, worauf wir überhaupt selbst Einfluss haben und welche Aspekte von andern (z.B. Spielstätten, Theatergruppen, Zulieferer*innen) abhängen. Daraufhin sammelten wir für die identifizierten Bereiche möglichst viele Zahlen (Reisekilometer, Materialarten und -mengen, Verpflegungsmengen etc.). Carbotech errechnete uns daraus eine CO2-Bilanz mit den Bereichen Energie, Material, Nahrungsmittel, Transport, Mobilität der Künstler*innen, Mobilität des Publikums, Mobilität für Visionierungen, Entsorgung und Übernachtungen (Künstler*innen und Visionierungsreisen).
Die Betriebsbilanz hat keine unerwarteten Erkenntnisse für uns ans Licht gebracht, aber sie liess uns in vielen Punkten noch klarer werden. Es war für uns äusserst sinnvoll, uns der Systemgrenzen bewusst zu werden, um festzustellen, wo unser Handlungsspielraum genau liegt. Nur so können wir die Prozesse in Zukunft optimal gestalten und verlieren nicht zu viel Energie und Zeit an Dinge, die ausserhalb unsers Handlungsspielraumes liegen wie z.B. ein geringer Energieverbrauch in den Spielstätten, in denen wir uns für die Vorstellungen einmieten.
Ebenso war es wichtig zu sehen, welche Teile unserer Wertschöpfungskette aus ökologischer Sicht wirklich ins Gewicht fallen und wo unsere nachhaltige Gestaltung der Prozesse eher als Sensibilisierungsmassnahmen dienen. So verursacht zum Beispiel der Bereich Nahrungsmittel, der Backstage-Caterings und das öffentliche Festival-Restaurant und die Bars beinhaltet, bei uns einen eher kleinen Anteil der CO2-Emission des Betriebs.
Hingegen machen die Reisen einen grossen Anteil aus. Unsere eignen Visionierungsreisen fallen dabei nicht stark ins Gewicht, da wir uns mit unserem Manifest selber vorgeben, Strecken unter 11 Stunden mit dem Zug oder Bus zurückzulegen. Wir haben durch die Auswertung von Carbotech einmal mehr bestätigt bekommen, dass jeder einzelne Flug, den man einsparen kann, viel ausmacht. Und deshalb werden wir in Zukunft noch engagierter abklären, ob auch die Künstler*innen und Crews mit dem Zug anreisen können. Bereits jetzt tun dies sehr viele, doch wir können hier bestimmt noch mehr erreichen, wenn wir noch konsequenter nicht immer die günstigere und vermeintlich bequemere Option wählen.
Abgesehen von den Relationen der einzelnen Betriebsbereiche war es uns wichtig, einen Eindruck zu erhalten, wie viel CO2 das Festival pro Festivalbesuch ausstösst. Teilt man das errechnete Total von 34'000 kg CO2 durch 3500 Festivalbesucher*innen, bedeutet dies, dass für jeden Besuch 10 kg CO2 verbraucht wurden. Dies entspricht etwa einer Autofahrt von Bern Breitenrain nach Lyssach und zurück. Wir finden, Theater ist das Wert!
Wir bedanken uns herzlich bei Philipp Bolt und Gerrit Vorhoff von Carbotech für ihre wertvolle und grosszügige Unterstützung unseres Prozesses zu einem nachhaltigeren Festival.
* Eine Wertschöpfungskette beschreibt alle zusammenhängenden Tätigkeiten und Prozesse eines Unternehmens, die nötig sind, um ein Produkt herzustellen – in unserem Fall also ein Festival.
Nachhaltigkeit beim auawirleben
Die ökologische Nachhaltigkeit liegt uns sehr am Herzen. Und wir finden, dass die Kultur- und Veranstaltungsbranche in Sachen Umweltverträglichkeit noch Dinge zu verbessern hat. Deshalb suchen wir sowohl im Büroalltag als auch im Festivalbetrieb nach möglichst nachhaltigen Praktiken und Lösungen.
Im aua-Büro achten wir selbstverständlich darauf, dass wir unseren Stromverbrauch möglichst geringhalten und dass wir keine Geräte anschaffen, die wir woanders ausleihen oder mitbenutzen können. Unsere Briefe wie auch unsere Werbematerialien drucken wir auf recyceltes Papier mit den Labels FSC und Blauer Engel. Im Festivalbetrieb verzichten wir sowohl beim Backstage-Catering als auch an den Festivalbars und in der Küche auf Wegwerfgeschirr und Einzelverpackungen. Stattdessen setzen wir bei der Verpflegung unserer Künstler*innen auf wiederbefüllbare Glasflaschen, Weckgläser etc. Bei den eingekauften Lebensmitteln achten wir auf möglichst lokale, biologische und faire Produktionsbedingungen. Unsere Menu- und Barkarte auf dem Festivalgelände war 2022 das erste Mal vegan.
Aber auch bei unserer Programmation möchten wir mit gutem Beispiel vorangehen. Bei Visionierungsreisen reisen wir für Strecken unter 11 Stunden Reisezeit mit dem Zug oder Bus. Die Gastkünstler*innen fordern wir auf, für Strecken unter 9 Stunden Reisezeit mit dem Zug, Bus oder zusammen mit dem Materialtransport anzureisen. Flugreisen gelten als Ausnahme.
Weil wir überzeugt sind, dass man beim Thema ökologische Nachhaltigkeit am besten gemeinsam weiterkommt, ist auawirleben Teil von Vert le Futur. Dieser 2020 gegründete Verband macht sich für eine nachhaltige Kultur- und Veranstaltungsbranche stark. Vert le Futur ist ein interdisziplinäres Netzwerk von Akteur*innen mit unterschiedlichem Background und aus verschiedenen Bereichen, von Theater über Musik und Zirkus bis hin zu Umweltwissenschaft. Sie tauschen Wissen aus und entwickeln konkrete Ansätze, um die Veranstaltungs- und Kulturbranche grüner und damit zukunftsfähiger zu machen. Es sind diverse Veranstaltungen in der Pipeline, bei welchen auch auawirleben Gastgeberin sein wird.